29. Januar 2015
Positionen

Ich zeige Dir was, was Du nicht kriegst

Nachdem es sehr lange Zeit um die Planungen zu einer südlichen Ortsrandstraße still gewesen war brachte die Jahreswende einige neue Informationen zum Verfahrensstand ans Tageslicht. Besonders Neugierigen dürfte bereits im November 2014 beim Besuch der Internetseite des Ministeriums für Verkehr und Infrastruktur des Landes Baden-Württemberg aufgefallen sein, dass eine Südumfahrung im Maßnahmenkatalog für dieses Jahrzehnt nicht enthalten und dass lediglich die Beseitigung des schienengleichen Bahnübergangs bei der Klebchemie unter der Rubrik „Eisenbahnkreuzungsmaßnahmen“ aufgeführt ist. Auch der Besuch und der Vortrag der Staatssekretärin Dr. Gisela Splett anlässlich des Neujahrsempfangs unter dem Motto „zukunftsfähige Mobilität“ bot den aufmerksam lauschenden Besuchern wenig Erhellendes: Die Schere der Kosten einer Bahnüberführung bzw. Unterführung öffnet sich immer weiter und die Differenz zwischen der günstigeren und der aufwendigeren Variante beträgt mittlerweile rund 15 Millionen Euro.

Trotz des einstimmigen Votums des Gemeinderates für eine Unterführung als einzig akzeptabler städtebaulicher Lösung scheint man im Regierungspräsidium nichts unversucht lassen zu wollen, um dem Gemeinderat in Weingarten den Bau einer Brücke doch noch schmackhaft zu machen: Ein Ingenieurbüro soll nun die möglichen Varianten visualisieren und dem Gremium im Laufe des Jahres 2015 zur weiteren Beratung und Beschlussfassung vorlegen. Der Zeithorizont einer Verwirklichung der Planung hänge dann, so heißt es, im Wesentlichen von der gewählten Ausführungsvariante ab.

Auch ohne computerunterstützte Animation fühlt sich die WBB-Fraktion sehr wohl in der Lage, dreidimensional zu denken und die Verträglichkeit bzw. Unverträglichkeit der verschiedenen Lösungsvorschläge mit dem Erscheinungsbild unseres Ortes zu beurteilen. So ist es hoffentlich kein Zeichen von Voreingenommenheit, sondern Ausdruck von Verantwortungsbewusstsein, wenn für die fünf Gemeinderäte der Bürgerbewegung schon zu Jahresbeginn feststeht: Selbst wenn sich im Rahmen der Visualisierung die Unterführung in tristem Grau und die Brückenvariante in Bonbonfarben präsentiert wird eine Zustimmung zu einem Brückenbauwerk am südwestlichen Ortsrand aus städtebaulichen Gründen niemals erfolgen. Und es bleibt zu hoffen, dass sich der Gemeinderat von der versteckten Drohung einer weiteren zeitlichen Verzögerung im Falle einer Entscheidung für die Unterführungsvariante nicht beeindrucken lässt, denn in Bezug auf die Beseitigung des Bahnübergangs bei der Klebchemie gilt: Lieber die Taube auf dem Dach als den Spatz in der Hand – er könnte sich für Weingarten sehr bald zum Kuckucksei entwickeln.