Dass die Schaffung zeitgemäßer Unterrichtsräume zu einer der vordringlichsten Aufgaben unserer Gemeinde gehört, hat die Weingartener Bürgerbewegung bereits mehrfach und an verschiedener Stelle geäußert. Ein Beitrag auf der Titelseite der WBB-Frühstückszeitung unter der Überschrift „Zukunftsaufgabe Turmbergschule“ wies bereits im November 2017 auf die vorhandene Raumnot und den dadurch verursachten akuten Investitionsbedarf hin, und auch in den darauffolgenden Haushaltsstellungnahmen war die Position der WBB-Fraktion eindeutig: Klassenzimmer haben Vorrang und sind eindeutig wichtiger als zum Beispiel die Schaffung öffentlicher Stellplätze oder der Bau eines Freischwimmbeckens, die Raumcontainer auf dem Schulhof dürfen nur eine temporäre Lösung sein.
Ohnehin ist es für eine Gemeinde wie Weingarten ein Armutszeugnis, wie sich die architektonische Qualität der Schulgebäude kontinuierlich nach unten bewegt. Während die Grundschule noch mit einer klar gegliederten klassizistischen Fassade und einem zierlichen Glockenturm zum Unterrichtsbesuch einlädt, bestechen die beiden ehemaligen Hauptschulgebäude durch Nüchternheit und Reduzierung auf das Wesentliche. Dem rund zwei Jahrzehnte später hinzugekommenen E-Bau ist generell jede gestalterische Ambition abzusprechen, und seit zwei Jahren wird dessen Tristesse durch ein Ensemble von Raumcontainern unterboten, wie wir sie eher von badischen Spargelhöfen zur Unterbringung von Saisonarbeitern kennen. 120.000 € Miete kostet uns dieser architektonische Tiefpunkt pro Jahr. Zum Vergleich: Für unsere rund 9,5 Millionen € Kredite zahlen wir lediglich rund 140.000 € Zinsen, die Containerlösung ist also nicht nur unansehnlich, sondern darüber hinaus auch noch äußerst unwirtschaftlich.
Unterstützung bei der Lösung der schulischen Raumprobleme erhält jedoch unsere Gemeinde völlig unerwartet von allerhöchster Seite, titelt doch „Der Sonntag“ in seiner Ausgabe vom 03.03.2019: „Merkel lobt Schüler“. „Ich unterstütze sehr, dass Schülerinnen und Schüler für den Klimaschutz auf die Straße gehen und dafür kämpfen“, so die Kanzlerin am 01. März 2019 in einer Stellungnahme, in der sie die freitags stattfindenden Klimaschutz-Proteste als eine „sehr gute Initiative“ bezeichnet. Bei so prominenter Unterstützung für die schulische Viertagewoche liegt doch das Lösungskonzept zum Greifen nahe: Durch eine sorgfältige Abstimmung der Streikaktivitäten und deren gleichmäßige Verteilung auf die einzelnen Wochentage ließe sich die Raumkapazität der Turmbergschule schlagartig und ohne nennenswerte Investitionen um zwanzig Prozent steigern. Und sollte ein Tag pro Woche und Klasse angesichts der derzeitigen geburtenstarken Jahrgänge nicht ausreichen, so wird ganz einfach die Streikquote erhöht – Temen und Problehme gibt es schlislich auf unserer Welt mer wie genuk.