Begleitet von einer fußballgroßen Erdkugel aus Polyethylenfolie macht sich der Dokumentarfilmer Werner Boote auf eine Reise auf den Spuren des Kunststoffs. Sie führt ihn in petrochemische Fabrikanlagen, in Vorstandsetagen globaler Konzerne, in die Forschungslabors renommierter Universitäten, auf die Müllhalden Kalkuttas, auf Forschungsschiffe auf hoher See, an von Müll und Unrat gesäumte entlegene Strände einsamer pazifischer Inseln und in von Zivilisationsabfall übersäte Geröllwüsten der Sahara. Hundert Jahre sind vergangen, seit der Belgische Chemiker Leo H. Bakeland den ersten vollsynthetischen Werkstoff entwickelte, und in diesem in der Menschheitsgeschichte winzigen Zeitraum wurde eine Menge an Kunststoff produziert, der ausreichte, unseren Planeten über sechsmal in Folie einzuwickeln. Tendenz: steigend. Plastik vergeht nicht, es zerfällt in immer kleinere Partikel, die sich in jedem Winkel dieser Erde, von hochalpinen Gletschern bis zu den Lebensräumen arktischer Seevögel wiederfinden, und obwohl die gesundheitlichen Risiken dieser Stoffgruppe mehr als hinreichend erwiesen sind verdrängt es kontinuierlich bewährte und unproblematische Werkstoffe wie Metall, Glas, Porzellan oder Papier.
Der von der Weingartener Bürgerbewegung am Dienstag, den 12. November im Saal des Weingartener Heimatmuseums gezeigte Dokumentarfilm hinterließ mit seinen teils schockierenden, teils absurden und hin und wieder von einem hintergründigen Humor geprägten Bildsequenzen ein nachdenkliches Publikum, dem bewusst war, dass die Abfälle unserer Zivilisation nicht an unserer Gemarkungsgrenze haltmachen und das mit zunehmender Sorge einen schleichenden Vermüllungsprozess seines direkten Lebensumfeldes beobachtet. Auch wenn unsere Verwaltung und die Mitarbeiter des örtlichen Bauhofes engagiert dieser Entwicklung begegnen ist es doch unabsehbar, dass unsere Feld- und Wanderwege, unsere Waldränder und unser öffentlicher Raum immer öfters als Endlagerstätte für Abfälle jeglicher Art missbraucht werden. Im Rahmen der regulären Pflegemaßnahmen werden diese häufig aus Plastik, Glas und Getränkedosen bestehenden Ablagerungen an den Wegrändern gemulcht und zerkleinert und können danach, wenn überhaupt, nur noch mit beträchtlichem Aufwand entfernt werden.
Eberhard Wiehl, Gründer der Bürgeraktion “Sauberes Karlsruhe“, berichtete im Anschluss an die neunzigminütige Filmvorführung, wie er zusammen mit einer aus rund vierzig Personen bestehenden losen Formation Gleichgesinnter in Karlsruhe den Kampf gegen die Müllflut aufgenommen hat. Ausgerüstet mit Abfallsack und Greifzange leisten die Mitglieder der Initiative ehrenamtliche Arbeit und werden dabei vom Amt für Abfallwirtschaft unterstützt. Wiehl hält den in Weingarten notwendigen Aufwand zur Säuberung der Gemarkung im Vergleich zu der Situation in Karlsruhe für relativ gering und ermutigte die Anwesenden, sich nicht von mit solch einem Vorhaben verbundenen Rückschlägen einschüchtern zu lassen. So sei es zum Beispiel gelungen, in einer großen Gemeinschaftsaktion ganz Estland zu säubern, und Initiativen wie „World Cleanup“ zeigten, dass man sich mit seinem ehrenamtlichen Einsatz in einer großen Gruppe Gleichgesinnter bewegt. Die WBB versteht die Äußerungen Eberhard Wiehls und das Stimmungsbild in dem sich anschließenden Gedankenaustausch als Aufforderungen, sich auf kommunalpolitischer Ebene zu engagieren und möglicherweise die vom Schwarzwaldverein gegründete und mittlerweile in den Händen der Weingartener Schule befindlichen „Gemarkungsputzete“ zu einer von der Kommune begleiteten Dauereinrichtung zu machen, in der sich Jung und Alt gemeinsam ganzjährig um ein „Sauberes Weingarten“ bemühen können.