Durch das Moor und durch die Wüste – unter diesem Motto stand die diesjährige Herbst- und Gemarkungswanderung der Weingartener Bürgerbewegung. Rund dreißig Mitglieder und Freunde der WBB trafen sich am späten Vormittag des 25. Oktobers bei der Walzbachhalle, um ihren Ort zunächst in südlicher Richtung zu verlassen und Kurs in Richtung Naturschutzgebiet zu nehmen.
Natürlich gab es bereits auf diesem ersten Wegabschnitt schon einiges zu den derzeit laufenden Projekten zu erklären. Das Neubaugebiet „Moorblick“, der Ringschluss der Wasserversorgung bis zur Firma „Kleiberit“ sowie das Wochenendgebiet „Effenstiel“ mit seiner baurechtlichen Problematik standen im Zentrum des Interesses, das sich jedoch bald von kommunalpolitischen Schwerpunkten in Richtung Naturkunde und Heimatgeschichte verschob.
Engagiert und anschaulich erklärte Hans-Martin Flinspach den Teilnehmern die Entstehung und die Funktion des Weingartener Moores als eines einzigartigen Rückzugsraums für bedrohte Amphibien, gab Hinweise zu Topographie, Flora und Fauna des Biotops und führte die Wandergruppe über den Knüppeldamm zu den prominenten Aussichtspunkten. Das Trockenjahr 2015 hatte dort mehr als anderswo seine Spuren hinterlassen, und wo normalerweise Wasservögel ihre Bahnen ziehen zeigte sich den Betrachtern eine dunkle Schlammwüste.
Unbeeindruckt von den regenarmen Sommerwochen präsentierte sich dagegen die Werrabronnquelle als nächste Station der Wanderung. Lebhaft plätscherte das kühle Nass aus dem Stollen oberhalb der Aussiedlerhöfe, der seit Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts das Herzstück der ersten zentralen Weingartener Wasserversorgung darstellte. Ohne Pumpen und nur mit natürlichem Gefälle floss das Quellwasser über Jahrzehnte in den Hochbehälter am Turmberg, bis Kontaminationen mit Kohlenwasserstoffen aus der Deponie Grötzingen ein bewährtes Versorgungskonzept beendeten.
Eine mehrhundertjährige Eiche, der „dreieckige Stein“, die auf Jöhlinger Gemarkung befindliche „Wüste“ sowie das Kettenwehr am Walzbach waren die weiteren Sehenswürdigkeiten einer Sonntagswanderung, die ihren Teilnehmern viel Wissenswertes vermittelte und sie gleichzeitig mit einer Fülle von herbstlichen Natureindrücken verwöhnte. Und obwohl der Aufenthalt in der Jöhlinger Wüste nur von kurzer Dauer war waren alle Wanderer froh, als ihnen im Jöhlinger Naturfreundehaus die ersten Getränke serviert wurden und das bereits vorbestellte Essen bereitstand. Nach dieser ausgiebigen Stärkung war der Fußmarsch über den Bittberg nach Weingarten nur noch eine kurze Schlussetappe, und wieder einmal waren sich alle Teilnehmer darin einig, dass sie in einer landschaftlich überaus reizvollen und lebenswerten Gemeinde leben und wohnen dürfen.